Es gibt ein von Albrecht Dürer überliefertes Diktum, nachdem nicht die zeichnende Hand für das Misslingen einer bildnerischen Darstellung verantwortlich sei, sondern das Scheitern durch das Auge des Zeichners verursacht werde, das sein Modell nicht gründlich genug beobachtet habe.

Unter diesem Aspekt gesehen, überrascht die hohe Qualität der Grafiken von Lydia Lander nicht. Die Brandenburger Künstlerin ist eine akribische Beobachterin, welche die darzustellenden Motive, seien es Personen bzw. Menschengruppen, Landschaften oder auch Studien von Innenarchitekturen, genauestens wahrnimmt und das Wesen des Gesehenen in äußerst detaillierte Bildsituationen umsetzt. Diese Beobachtungsgabe gepaart mit einem vielseitigen Handwerksrepertoire, das von aufwändiger Lasurmalerei bis zu den Spezialtechniken und Feinheiten des Holzschnittes bzw. des Holzstiches reicht, macht den immer wiedererkennbaren  Gestaltungsduktus der Grafikerin und Malerin aus. Lydia Lander  gelingt es, aus einer Vielzahl von Skizzen und Momentaufnahmen eine genau durchkomponierte  Darstellung zu entwickeln, die einen charakteristischen Moment  des Modells einfängt. Dabei wirkt die erreichte Konzentration auf das Wesen der Beobachtung trotz der genauen Vorplanung äußerst lebendig und fast spontan.

In der Druckgrafik wird die Begeisterung der Künstlerin für den japanischen Holzschnitt deutlich. Lydia Lander hat diese Vorbilder gründlich studiert und die tradierte Formensprache in eine individuelle, moderne Variante des Hochdrucks übersetzt.  In ihren Holzschnitten erzeugt sie mit den in mehreren Druckvorgängen aufgetragenen Farblasuren einen fast malerischen Eindruck und eine in dieser Technik selten gesehene räumliche Tiefe  der  Darstellung.